03.09.2008 Vrchlabí
Rübezahlt lebt! Als Denkmal im kleinen Kurbad Janské Láznì ebenso wie als mächtige Eisplastik in Jilemnice in Harrachov am westlichen Fuß des Riesengebirges, getarnt unter dem Namen Michael Beneÿs.
Da steht der 60-jährige Herr Beneÿs mit gepflegtem Vollbart in der Tür seines musealen Hexenhäuschens und übt genau jenen Beruf aus, zu dem sich der legendäre Berggeist um seiner Reputation willen heutzutage wohl ebenso hätte entschließen müssen: Er ist Direktor der hiesigen Forstfachschule.Und weil einem riesenhaften, oft Angst einflößenden Waldschrat, wie er dort schon im 15. Jahrhundert auftauchte, mittlerweile doch niemand mehr eine Chance gäbe, verwandelt sich Herr Beneÿs in Harrachov jetzt lieber in einen völlig friedfertigen Herrn Rübezahl. Vor allem bei einem Maskenzug jeweils am ersten Samstag im März.
Die 1700 Einwohner kleine Gemeinde verdankt ihren Ruf jedoch eher dem Umstand, dass sie in diesen Bergen zu den prominentesten Wintersportzentren zählt, weshalb dort auch der tschechische Präsident Václav Klaus Ferientage verbringt. Europaweit geriet der Ort erst ins Blickfeld, als 1980 hier eine der großen Skiflugschanzen gebaut wurde.
Harrachovs 7000 meist in Privatpensionen verfügbare Betten empfangen im Winter 90.000 Urlauber, im Sommer hingegen kaum ein Drittel davon. Die Ursache dafür ist, wie überall im Riesengebirge, die wegen seines Kontinentalklimas ganz ungewöhnliche Schneesicherheit. Da stört es auch nicht, dass sich die endlosen Loipen für Langläufer wie die mit Flutlicht ausgerüsteten Pisten nur auf einer Seehöhe von 650 bis 1020 Metern erstrecken.
Kahle Kuppen
Der Bergzug ist mit der 1602 Meter hohen Schneekoppe das höchste der mitteleuropäischen Mittelgebirge. Seine kahlen Kuppen erzeugen freilich die Illusion weit beträchtlicherer Höhen, weil die Baum-grenze hier schon bei 1300 Metern verläuft, in den Alpen hingegen erst bei bis zu 2200 m.
Als Einzige im Triumvirat großer Skistationen verfügt Harrachov seit einem Jahrhundert über einen Bahnhof, jetzt Endstation einer Zahnradbahn von Tanvald herauf. Außerdem ist dort selbst bei Schneesturm für Zeitvertreib gesorgt - mit einem Bergbau-Museum samt Schaustollen und einer Glashütte mit einem Museum voller exquisiter Ausstellungsstücke daneben, die unbeschadet der Zeitläufe seit 1712 ununter-brochen in Betrieb ist.
Früheste Einwanderer bemächtigten sich im 13. Jh. des unwirtlichen Urwaldes. Anfänglich suchten sie nach Gold in den Bächen, später nach Bodenschätzen. Auch begannen sie, weil Quarzsand und Holz reichlich vorhanden waren, an vielen Plätzen mit der Glasherstellung.
1526 gerieten Böhmen, Mähren und Schlesien unter die Herrschaft der Habsburger, die allerdings 1742 den nördlichen, schlesischen Teil des Riesengebirges an Preußen verloren, weshalb dort seither eine Staatsgrenze über den Kamm läuft.
Schon vor dieser Zeit sah man hier erste Bergwanderer. Dann kamen Goethe, Caspar David Friedrich und Theodor Fontane vorbei. Gebrechliche Gäste wurden in Tragstühlen zu entfernten Bauden (Berghütten) hinaufgetragen, und um 1890 pflügten bereits Skifahrer über die jungfräulichen Hänge.
Viele Deutsche
Der Tourismus blühte, bis das letzte Jahrhundert die alte Ordnung auf den Müll der Geschichte warf: Nach dem Ersten Weltkrieg mutierte die österreichisch-preußische Grenze zu einer tschechisch-deutschen, und wenige Jahr-zehnte später zu einer tschechisch-polnischen.
Danach sah man neben den einheimischen Skifahrern wie früher erneut Sachsen und Berliner - jetzt aus der brüderlichen DDR - als Gäste, seit dem Zusammenbruch des Ostblocks kommen mindestens wieder 60 Prozent Ausländer, davon die Hälfte aus Deutschland, der Rest neuerdings aus Holland und Polen.
Schließlich zahlt man hier für Aufenthalt und Skipässe um die Hälfte weniger als dort, wo Gletscher und Gämsen dominieren. Und dazwischen, in den kleineren Ferienorten wie Rokytnice nad Jizerou, Benecko oder Janské Láznÿe, wo die einzige Kabinenbahn der Gegend auf den Cerna hora schwebt, lebt sich's allemal noch billiger.
Das meistbesuchte tschechische Winter-sportziel mit 130.000 Urlaubern und ungezählten Wochenendbesuchern ist Spindleruv Mlyn, das alte Spindlermühle. Schon 1901 las man in einem Reiseführer, hier stünden "in 15 Hotels und Logirhäusern 176 heizbare Zimmer" zur Verfügung.
Jetzt rühmt sich der junge Bürgermeister des 1300-Einwohner-Städtchens, Oldrich Simek,
eines Bestandes von 10.000 Betten und vier mit Skibussen verbundener Ski- und Snowboardreviere mit bis zu 3,7 Kilometer langen Abfahrten von 1230 bis 700 Meter hinab. Dazu eines "Aquaparks" sowie der idyllischen Quelle eines Gewässers, das es erst in Deutschland zu Rang und Namen bringt - der Elbe.
Geschichte des Berges
16 Kilometer weiter durch sein Tal bergab erreicht das Flüsschen die historische Bergbaustadt Vrchlabí (Hohenelbe) mit dem Renaissance-Schloss der einstigen Grafen Morzin, die auch ein 1725 vollendetes Augustinerkloster stifteten. Darin befindet sich jetzt eine bemerkenswerte Lehrschau des Riesengebirgsmuseums, welche die komplette Entwicklungs-geschichte des Bergzugs offenbart.
Heute gehört er größtenteils zum "Krkonossky Národní Park", dem neben einem kleinen polnischen Teil allein auf der tschechischen Gebirgsseite 547 Quadratkilometer großen Nationalpark.
Im östlichen Riesengebirge findet sich schließlich das dritte der großen Skizentren, Pec pod Snezkou, das frühere Petzer. Zu den Anziehungspunkten der Ortschaft gehören vier familienfreundliche Skiareale in 830-1210 Metern Höhe und romantische Schlittenfahrten. Oder die Lokale, in denen jeder Koch ein anderes Rezept für Erdäpfelpuffer hütet, einer willkommenen Alternative zu Hamburgern und Pizzas.
Behäbige Bahn
Außerdem ist Pec der Ausgangspunkt für die erlesenste aller hiesigen Bergtouren, jener auf die Snezka, die Schneekoppe. Seit 1949 führt sogar eine behäbige Doppelsesselbahn auf den Gipfel.
Oben warten auf der tschechischen Seite eine schon 1681 geweihte Kapelle und Imbissstuben auf die Gipfelstürmer, auf der polnischen Seite ein Bergrestaurant mit meteorologischer Station. Und natürlich eine atemberaubende Fernsicht. Die Einheimischen beteuern, sie reiche mitunter 120 Kilometer weit bis nach Prag.
Der Sessellift wird in absehbarer Zeit bis zur Mittelstation auf 1364 Metern durch eine neue Gondelbahn ersetzt, denn von dort soll dann endlich eine Skipiste ins Tal führen. Niemals jedoch eine vom Gipfel herab: Darauf achten die gestrengen Naturschützer der Nationalpark-Verwaltung - und vielleicht auch der Geist des Herrn Rübezahl ...
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Das Riesengebirge ist das höchste Gebirge in der Tschechischen Republik - der Berg Schneekoppe ist zugleich der höchste Gipfel des Landes. Die malerische Landschaft und touristische Dienstleistungen von hoher Qualität locken jedes Jahr tausende von Besuchern an. Sich für einen Urlaub im Riesengebirge zu entscheiden, ist eine ausgezeichnete Wahl, wenn man gerne Sport treibt (Skifahren, Wandern, Radfahren). In der Wintersaison (Dezember – April) gehört das Riesengebirge zu den meistersuchten Skigebieten in Tschechien, das Ihnen abwechslungsreiche Bedingungen fürs Skilaufen anbietet. Selbstverständlich gibt es auch ein ausgedehntes Netz von vielen Langlaufloipen. Im Sommer dagegen ist das Riesengebirge ein beliebtes Ziel für Ihre Wanderungen und Fahrradtouren. In dieser Region finden Sie viele gepflegte und gut markierte Wander- und Radstrecken. Selbstverständlich bietet das Riesengebirge ein breites Angebot von verschiedenen Unterkünften an – Sie können zwischen Berghütten, Wochenendhäusern, Hotels und Pensionen wählen. Das Informationsportal – www.riesengebirge.cz beinhaltet zahlreiche touristische Informationen, die Sie bei Ihrem Besuch im Riesengebirge brauchen können.